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Ohhh Gott, suche Wohnung (mit Hund)

In Deutschland gibt es über 8 Millionen Hundebesitzer, aber nur sehr wenige Immobilienbesitzer, die bereit sind, ihre vier Wände in die Hände von Frauchen und Herrchen zu geben.

In Deutschland gibt es über 8 Millionen Hundebesitzer, aber nur sehr wenige Immobilienbesitzer, die bereit sind, ihre vier Wände in die Hände von Frauchen und Herrchen zu geben. Wer mit Hund eine Wohnung sucht, hat kaum Chancen auf die Traumwohnung – oder überhaupt irgendeine, wenn man seine Ansprüche nicht auf das Wesentliche reduziert, oder das seltene Glück hat auf einen hundefreundlichen Vermieter zu treffen. Wir suchen seit über einem Jahr. Zu einer Besichtigung ist es bisher noch nicht gekommen, ganz egal wie weit wir unser Budget nach oben öffnen. Es scheint sogar so zu sein, dass umso höher der Mietpreis und hochwertiger die Wohnung, desto geringer die Chance. Zu groß ist die Angst der Vermieter, dass Böden und Wände zerstört
oder die Nachbarn durch einen immer bellenden Hund gestört werden.
In Gesprächen mit verschiedenen Immobilienmaklern, die wohl aus Mitleid zum Telefon greifen um mir die Absage persönlich zu erteilen -  nachdem sie mein sehr langes, liebevoll formuliertes und vielleicht auch etwas verzweifeltes Bewerbungsschreiben lesen -  erfahre ich den Grund dafür und beginne die Situation zu verstehen.

Warum wollen so viele Immobilienbesitzer keine Mieter mit Hund?

Das war mir lange völlig unverständlich, auch weil ich selbst davon überzeugt war, dass Hundebesitzer grundsätzlich ganz tolle und liebe Menschen sind. Wir sind naturverbunden, viel an der frischen Luft und sehr verantwortungsvoll. Diese Überzeugung habe ich heute leider nicht mehr. Nachdem ich mir von einer Maklerin die eine oder anderen Geschichte angehört habe, haben Immobilienbesitzer nicht nur mein vollstes Verständnis, ich schäme mich als Hundebesitzerin auch ein wenig, für den schlechten Ruf, der uns auf dem Wohnungsmarkt vorrauseilt und kann nur mit einem Schulterzucken und den Worten „Selbst Schuld“ reagieren, wenn mich jemand fragt, warum es so schwer ist mit Hund eine Mietwohnung zu bekommen.

Denn der Grund dafür, warum Immobilienbesitzer keine Hunde einziehen lassen möchten, ist nicht der, dass diese Menschen keine Hunde mögen, vielmehr trauen Sie den Hundebesitzern nicht. Denn leider gibt es viele Hundebesitzer, die es völlig ok finden, ihren Hund bis zu 11 Stunden alleine zu lassen. Als Hund würde ich nach spätestens 6 Stunden auch auf dumme Gedanken kommen, nicht nur weil ich vielleicht mal pinkeln müsste, sondern einfach auch aus Langeweile. Noch schlimmer sind die Hundebesitzer, die ihren Hund während ihrer Abwesenheit im Bad einsperren, damit er nichts zerstört oder auf dem Balkon ausschließen, wo der Hund, wenn er Pech hat, der prallen Sonne oder eisigen Temperaturen ausgesetzt ist. Wieder andere Hundebesitzer sind schlicht so überfordert mit ihrem eigenen Leben, dass die Hundeerziehung zu kurz kommt. So gibt es zahlreiche Hunde die sich völlig unverschuldet ein negatives Verhalten wie stundenlanges Bellen oder das Zerstören von Möbeln und Wänden aneignen, weil sie es nicht besser wissen und durch Frauchen & Herrchen unbewusst darin verstärkt werden. Würde man mich jeden Tag für 11 Stunden in einen Raum einsperren, würde ich mir auch irgendwann überlegen ob ich die Tapete essen kann…

Die Leitragenden sind dann nicht nur die Hunde selbst, sondern eben auch die Vermieter, welche sich in solchen Fällen mit Beschwerden der Nachbarn und Renovierungsarbeiten rumschlagen müssen.

Wenn sich dann 100 Menschen auf eine Wohnung bewerben, werden wir Hundebesitzer also als erstes aussortiert. Würden Sie das anders machen, wenn Ihnen mal ein paar solcher Geschichten zu Ohren gekommen sind? Für Immobilienbesitzer gibt es keinen Grund auch nur das kleinste Risiko einzugehen. Die Nachfrage steigt und das Angebot ist begrenzt. Wer heute Mieter mit Hund in seine Wohnung einziehen lässt, tut das ganz bewusst, hat noch Vertrauen in die Menschheit und ist selbst Hundehalter, oder war es mal.